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Erprobung und Bewertung neuer Haltungsverfahren

Gruppenhaltung von Sauen im Deckzentrum

Gruppenhaltung im Deckzentrum mit Tiefstreu

Der gesellschaftspolitische Druck auf die Tierhaltung und Tierhalter* steigt. Die Haltung von Sauen in Kastenständen wird nicht nur im Abferkelstall, sondern auch im Deckzentrum kritisch in Frage gestellt. Nicht zuletzt durch das rechtskräftige Urteil (Magdeburger Urteil) des Bundesverwaltungsgerichtes bleibt die Frage offen, wie die Haltung von Sauen im Deckzentrum in Zukunft aussehen kann. Während für die Gruppenhaltung tragender Sauen bereits einige praktikable Haltungssysteme sowohl für dynamische als auch stabile Gruppen etabliert sind, stellt die Gruppenhaltung im Deckzentrum Tierhalter und Tiere vor neue Herausforderungen.

Problemstellung des Projektes

In dem besonderen Produktionsabschnitt im Deckzentrum zeigen Sauen über ca. 5 Tage ein ausgeprägtes Rauscheverhalten. Damit erhöht sich das Verletzungsrisiko für Sauen bei einer Gruppenhaltung im Deckzentrum. Das natürliche Rauscheverhalten ist gekennzeichnet durch eine höhere Aktivität der Sauen und vor allem auch einem gegenseitigen Aufreiten der Sauen. Sowohl für die aufreitende als auch für die besprungene Sau, birgt das gegenseitige Aufreiten ein hohes Verletzungsrisiko. Zusätzlich überlagert das Rauscheverhalten das soziale Verhalten, so dass es über den Zeitraum der Rausche zu vermehrten Rangkämpfen kommen kann. Die genannten Aspekte (vermehrte Aktivität, gegenseitiges Aufreiten, vermehrte Rangkämpfe) führen zu einer vermehrten Unruhe in der Sauengruppe.

Diese besondere Phase stellt daher nicht nur für die Tiere ein erhöhtes Verletzungsrisiko dar, sondern auch für den Tierbetreuer. Durch den notwendigen direkten Tierkontakt zur Brunststimulation und -kontrolle sowie zur Besamung der rauschenden Sauen besteht ein erhöhtes Arbeitssicherheitsrisiko.

Darin begründet sich das bisher übliche Haltungsverfahren in Deutschland und auch anderen europäischen
Ländern der Einzelhaltung von Sauen in Kastenständen nach dem Absetzen bis zum 28. Trächtigkeitstag. Auch
wenn andere Nachbarländer einen kürzeren Zeitraum für die Einzelhaltung vorsehen, bleibt es dort nach wie
vor zulässig, Sauen in üblichen Kastenständen zu fixieren.
Dies lässt unsere aktuelle Rechtsprechung nun nicht mehr zu. Daher ist es notwendig neue Haltungsverfahren
zu erproben.

Zielsetzung und Dauer des Projektes

Die neuen Haltungsverfahren mit Gruppenhaltung von Sauen im Deckzentrum sollen im Hinblick auf Tiergerechtheit, Arbeitssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit erprobt und analysiert werden. Erfasst werden dazu Produktionsleistungen und arbeitswirtschaftliche Aspekte. Außerdem sollen Aussagen zum Tierverhalten und Verletzungsrisiken der Sauen in den unterschiedlichen Haltungssystemen erarbeitet werden.

Über den Zeitraum von drei Jahren wird an der LSZ Boxberg in drei unterschiedlichen Deckzentren untersucht, welchen Einfluss Fixierdauer und Gruppenzusammensetzung auf die Parameter Tierverhalten, Integument- und Fundamentschäden, Fruchtbarkeit, Arbeitswirtschaftlichkeit und Arbeitssicherheit haben.

*Aus Gründen der Lesbarkeit gelten die Personenbezeichnungen für w/m/d gleichermaßen und sind als geschlechtsneutral anzusehen.

Dr. Eva Maria Görtz

Referat 13 Produktionstechnik, Ökonomik, Projekte und Versuche, IuK/EDV

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