Page 6 - Landinfo 5/2018 - Schwerpunkt Düngung
P. 6

Fischereiforschungsstelle


          Aktuelles

                                                                                                                      Fotos:


          Bild 2 bis 5             Schadstelle bis Langenburg war der Fischbe-  schungen sowie das Einbringen gebiets-
          Typische Kleinfischarten der Jagst   stand sehr stark dezimiert. Dieser Bereich   fremder Krankheiten vermieden. Die im Zu-
          (von links nach rechts): Elritze,   wird nachfolgend als stark geschädigter Be-  ge der Umsetzmaßnahmen wieder angesie-
          Groppe, Gründling und Schneider.
          Diese Arten wurden unter   reich bezeichnet (Abb. 1). Sowohl Artenzah-  delten Fischarten deckten 80 % des natürli-
          anderen im Zuge der      len als auch Fischdichten (Individuen pro 100   chen Artenspektrums der Jagst ab (DussliNg
          Umsetzmaßnahmen wieder    m Fließstrecke) waren hier äußerst niedrig.   2005). Dementsprechend wurden folgende
          angesiedelt. Sie kommen im stark
          geschädigten Bereich wieder   Der Fischbestand fiel weiträumig sogar fast   Arten umgesetzt: Barbe, Döbel, Elritze,
          flächendeckend und in    komplett aus. Der Schadbereich erstreckte   Groppe, Gründling, Hasel, Nase, Rotauge,
          angemessenen Dichten vor.  sich bis nach Dörzbach, das etwa 50 km un-  Schmerle, Schneider und Ukelei. Das Umset-
                                   terhalb der Schadstelle liegt (Abb. 1). Obwohl   zen von Raubfischen, wie Hecht oder Aal un-
                                   die Artenvielfalt in diesem Bereich wieder zu-  terblieb, um den Fraßdruck auf die umgesie-
                                   nahm, wurden nur geringe Fischdichten    delten Fische so gering wie möglich zu halten.
                                   nachgewiesen. Erst im weiteren Jagst-Verlauf   Insgesamt wurden rund 14.000 Fische mit
                                   ab Dörzbach wurde wieder ein angemessener   einer Biomasse von ca. 640 kg umgesetzt.
                                   mit früheren Befischungen vergleichbarer
                                   Fischbestand vorgefunden. Im Schadbereich
                                   wies zudem ein Großteil der Fische starke   Entwicklung der Fischfauna
                                   Kiemenschäden und einen deutlich erhöhten
                                   Befall mit Schwächeparasiten auf.        Vor den Besatzmaßnahmen bis zum Frühjahr
                                                                            2016 erholte sich die Fischfauna im stark ge-
                                                                            schädigten Bereich von alleine kaum. Die Be-
                                     Maßnahmen zur Wiederbesiedlung         standssituation glich der nach dem Schadfall.
                                                                            Artenzahlen und Fischdichten waren weiter-
                                   Neben dem Monitoring fanden unter Feder-  hin sehr niedrig und befanden sich deutlich
                                   führung der Fischereiforschungsstelle im Jahr   unter dem Niveau vor Schadfall – im Durch-
                                   2016, 2017 und 2018 mehrere Besatzmaßnah-  schnitt wurden 4 Arten je Probestelle und
                                   men statt. Ziel dabei war der nachhaltige Wie-  weniger als 50 Individuen pro 100 m Fließ-
                                   deraufbau eines gewässertypischen Fischbe-  strecke nachgewiesen (Abb. 2 und 3). Dabei
                                   standes. Zu diesem Zweck wurden im Rah-  dominierten kleinwüchsige und/oder ubiqui-
                                   men von Umsetzmaßnahmen Fische aus       tär vorkommende Fischarten wie Döbel, El-
                                   nicht betroffenen Abschnitten mittels Elekt-  ritze, Gründling, Schmerle und Schneider.
                                   rofischerei schonend entnommen und behut-  Artzusammensetzung  und  Altersstruktur
          Abbildung 1              sam in den stark geschädigten Bereich umge-  wiesen starke Defizite auf. Auch im Hinblick
          Übersichtskarte der Jagst mit   siedelt. Durch dieses Vorgehen ist ein höchst   auf Kiemenschäden und Parasitenbefall zeig-
          Schadstelle und den vom   möglicher Anpassungserfolg gewährleistet   te sich keine Verbesserung.
          Fischsterben betroffenen
          Bereichen.               und gleichzeitig werden genetische Verfäl-
                                                                            Nach der Durchführung zweier Umsetzmaß-
                                                                            nahmen im Sommer 2016 ließ die Fischfauna
                                                                            im darauf folgenden Herbst schließlich eine
                                                                            Erholung erkennen. So nahm insbesondere
                                                                            die Artenvielfalt stellenweise wieder deutlich
                                                                            zu. Im stark geschädigten Bereich wurden je
                                                                            Probestelle wieder durchschnittlich 7 Arten
                                                                            nachgewiesen (Abb. 2). Anders war die Situa-
                                                                            tion hinsichtlich der Fischdichte. Diese nahm
                                                                            nur geringfügig zu und belief sich im Durch-
                                                                            schnitt auf etwa 110 Individuen pro 100 m
                                                                            Fließstrecke, was für diese Fließgewässerregi-
                                                                            on einen sehr niedrigen Wert darstellt
                                                                            (Abb.  3). Erfreulicherweise verbesserte sich
                                                                            der Gesundheitszustand der Fischfauna spür-
                                                                            bar: Schwere Kiemenschäden und ein hoher
                                                                            Parasitenbefall traten nur noch selten auf.

                                                                            Vom Frühjahr bis zum Herbst 2017 wurde
                                                                            eine weitere  leichte Verbesserung  der  Be-
                                                                            standssituation im stark geschädigten Bereich



          6                                                                                       Landinfo 5 | 2018
   1   2   3   4   5   6   7   8   9   10   11