Page 7 - Landinfo 5/2018 - Schwerpunkt Düngung
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Fischereiforschungsstelle                                                                            Aktuelles





 Fotos:


       festgestellt. Die durchschnittliche Artenzahl
       je Probestelle erhöhte sich auf 9 und blieb bis
       zum Herbst 2017 unverändert (Abb. 2). Die
       Fischdichte stieg im gleichen Zeitraum suk-
       zessive auf rund 190 Individuen pro 100 m
       Fließstrecke  an  (Abb.  3).  Damit  lag diese
       immer noch deutlich unter dem vor Schadfall
       für diesen Bereich typischen Durch-
       schnittswert von 500 Individuen pro 100 m
       Fließstrecke.

       Die aktuellsten Monitoringergebnisse des
       Frühjahres 2018 bestätigen eine Fortsetzung
       des positiven Entwicklungstrends im stark
       geschädigten Bereich, unterstreichen zugleich
       aber auch die noch immer vorhandenen Be-  Abbildung 2
       standsdefizite. Erfreulich ist, dass sich die Ar-  Zeitliche Entwicklung der durchschnittlichen Artenzahl im stark geschädigten Bereich.
       tenvielfalt mit durchschnittlich 11 Artnach-
       weisen je Befischung wieder auf dem Niveau
       vor Schadfall befindet (Abb. 2) und die Fisch-
       dichte stetig zunimmt (Abb. 3). Viele be-
       standsprägende und gewässertypische Fisch-
       arten, wie zum Beispiel die Barbe, haben sich
       wieder erfolgreich etabliert und pflanzen sich
       nachweislich fort. Insbesondere die Jagst-ty-
       pischen  Kleinfischarten,  wie  beispielsweise
       Elritze, Groppe, Gründling und Schneider,
       (Bild 2 bis 5) kommen wieder in hohen Dich-
       ten vor. Besorgniserregend ist dagegen die
       bislang nur sehr eingeschränkte natürliche
       Wiederbesiedlung des stark geschädigten Be-
       reichs. Dies zeigt, dass eine Zuwanderung aus
       nicht geschädigten Bereichen bzw. generelle   Abbildung 3
       Wanderbewegungen von Fischen durch die   Zeitliche Entwicklung der durchschnittlichen Fischdichte (Individuen pro 100 m Fließstrecke)
       zahlreichen nicht durchgängigen Querbau-  im stark geschädigten Bereich.
       werke weitgehend verhindert werden. Aus
       diesem Grund verzögerte sich bislang wahr-                                        Dr. Alexander Brinker
       scheinlich nicht nur die Erholung der Fisch-  Über die zukünftige Fischbestandsentwick-  LAZBW
       fauna entscheidend, sondern auch die Ausbil-  lung wird das im Herbst 2018 stattfindende   Tel. 07543/ 9308-324
       dung einer gewässertypischen Artzusammen-  Monitoring Aufschluss geben.           alexander.brinker@lazbw.
       setzung und Altersstruktur. Des Weiteren                                          bwl.de;
       wird durch die eingeschränkte Durchgängig-
       keit die Zuwanderung von Arten verhindert,   Fazit
       die im Zuge der Umsetzmaßnahmen nicht
       oder nur bedingt wiederangesiedelt werden   Auch wenn sich die meisten Jagst-typischen
       konnten. So fehlt die Nase, ein typischer   Fischarten drei Jahre nach dem Unglück wie-
       Wanderfisch der Jagst, immer noch gänzlich   der erfolgreich angesiedelt haben, ist der
       im stark geschädigten Bereich. Diese gemäß   Fischbestand noch weit von seinem früheren
       Roter Liste im Neckarsystem stark gefährdete   Zustand entfernt. Dies macht deutlich, dass
       Fischart (Baer et al. 2014) ist in der Jagst seit   sich die Bestände bislang nur langsam erho-
       Anfang  der 1970er Jahre stark  rückläufig   len. Bis zu welchem Zeitpunkt sich die Fisch-
       (kaPPus 1997) und zählt hier mittlerweile zu   fauna wieder auf dem Niveau vor Schadfall
       den seltensten Fischarten. Angemessene Na-  befindet, ist schwer abzuschätzen. Klar ist   Lukas Ittner
       senbestände sind nur noch stellenweise im   jedenfalls, dass noch viel Geduld notwendig   Bayerisches Landesamt
       Unterlauf der Jagst anzutreffen. Dem Schutz   sein wird.                         für Umwelt
       und Erhalt dieser Art ist in Zukunft deshalb                                      Tel. 0821/ 9071-1140
       hohe Priorität einzuräumen.              Literatur                                lukas.ittner@lfu.bayern.de



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